
… sowie neulich, da sah
ich ein vertrautes Gesicht im Schloss. Zuerst konnte ich es gar nicht richtig
zuordnen, da es schon lange her sein musste, aber dann hab ich sie erkannt – die
Dame, die nun in der Hotel-Lobby stand und Recherche in Sachen
Familienforschung betrieb, ist das kleine Mädchen das früher einmal mit ihrer
Familie hier im Schloss Gabelhofen gewohnt hat und ihre Geschichte möchte ich
Ihnen heute erzählen ...
Wie Sie ja schon von
mir erfahren haben, wurden ab dem Jahr 1939 im Schloss Wohnungen eingerichtet
und nach und nach von Familien der Arbeiterklasse bezogen. Darunter befand sich
auch die Familie dieses Mädchens.
Sie haben im Rittersaal
gewohnt – der heute als Pfanngauersaal bekannt ist und in dem viele Trauungen,
familiäre Feierlichkeiten und auch Seminare abgehalten werden. Das Mädchen zog
1940 mit ihren Eltern ein und schon bald bekamen sie zwei weitere Kinder, einen
Jungen und noch ein Mädchen. Der Junge, mittlerweile 71 Jahre alt, erzählt
heute noch immer voller Stolz, dass er im Schloss geboren wurde.
Damals war es hier bei Weitem noch nicht so glamourös, wie es heute ist
– die Toiletten befanden sich im Innenhof und es gab in den einzelnen Wohnungen
auch kein fließend Wasser. Die Familie verzog zwar 1942 nach Linz, das Mädchen
aber kam regelmäßig wieder ins Schloss zurück – ihr Onkel lebte nämlich von
1953 bis 1963 hier und diesen besuchte sie so oft es ging in ihren Schulferien.
Jedes Mal wenn sie kam, strahlte sie vor Freude – schon die Zugfahrt, mit der
alten Dampflokomotive von Linz nach Judenburg und danach die Busfahrt zum
Schloss - zur Haltestelle mit der riesigen Eiche - waren etwas ganz Besonderes
für sie.
Dann verbrachte sie ihre Ferien damit, die Tauben ihres Onkels zu
füttern, die im Turm untergebracht waren; sie erntete im Burggraben, in dem
sich der Gemüsegarten ihrer Tante befand, Bohnen und Erbsen, die sie dann
gemeinsam verkochten. Aber am liebsten verbrachte sie ihre Zeit damit,
sich Abenteuer auszudenken und davon zu träumen wie es wäre eine Prinzessin in
diesem Schloss zu sein …